Stellungnahme von NUWiss zu Polascheks Ankündigung von mehr unbefristeten Stellen

Stellungnahme von NUWiss zu Aussagen von BM Polaschek zu mehr unbefristeten Stellen an den Universitäten

In den letzten Tagen erschienen zahlreiche Medienberichte zur Ankündigung von Minister Martin Polaschek in Bezug auf die Steigerung unbefristeter Stellen an den Universitäten. Als Ziel nannte der Minister eine Quote von 25% „unbefristeter“ Postdocs im Drittmittelbereich an zwölf der 23 öffentlichen Universitäten Österreichs bis 2027. Konkret sprach er von 452 Stellen, die österreichweit geschaffen werden sollen. Dies würde für Jungwissenschaftler:innen, die eine universitäre Karriere anstreben, mehr Planungssicherheit schaffen, so der Minister. Die Zielvorgabe werde aktuell im Rahmen der Leistungsvereinbarungen (für den Zeitraum 2025–2027) verhandelt.

Die Ankündigung von Minister Polaschek hält das Netzwerk Unterbau Wissenschaft (NUWiss) grundsätzlich für erfreulich, da das Wissenschaftsministerium damit eine unserer zentralen Forderungen nach mehr unbefristeten Stellen aufgreift. Wir erachten dies als direktes Resultat unserer Proteste in den letzten zwei Jahren sowie der vielen Gespräche, die wir mit Verantwortungsträger:innen geführt haben.

Einen echten „Lösungsansatz“, wie es nun in einigen Medienberichten heißt, präsentiert der Minister damit freilich nicht. Die Maßnahme ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein (452 Stellen vs. 11.667 wissenschaftliche Drittmittel-Beschäftigte, vgl. unidata.gv.at, Stand 2023). Sie reicht bei weitem nicht aus, um die aktuelle Krise im Universitätssystem zu beseitigen Denn laut Medienberichten geht es bei der angekündigten Maßnahme (nur) um Entfristungen von Postdocs im Drittmittelbereich, also nur um einen kleinen Teil der prekär beschäftigten Universitätsmitarbeiter:innen. Sie hat daher nur wenig mit dem zu tun, was in der EU und der OECD als „Höchstbefristungsquote“ diskutiert wird.

Außerdem ist derzeit nichts über die Strategien der Umsetzung bekannt. Viele Fragen bleiben offen: Wird es beispielsweise Überbrückungsfinanzierungen für Mitarbeiter:innen geben, die sich kurzzeitig nicht durch Projektgelder finanzieren können? Wird man ab einer gewissen Dienstzeit ins Globalbudget übernommen? Wann darf gekündigt werden? uvm. Was es für mehr Planbarkeit bräuchte, sind – neben deutlich mehr unbefristeten Stellen im Drittmittelbereich und im Globalbudget – transparente Personalentwicklungspläne, die die gesamte Personalstruktur an einer Universität berücksichtigen.

Zu kritisieren ist auch, dass sich laut Minister Polaschek an der umstrittenen Höchstbefristungsdauer von maximal acht Jahren (Kettenvertragsregel, § 109 UG) nichts ändern soll. Dies, obwohl er gegenüber dem ORF eingesteht, dass der gewünschte Zweck nicht erreicht wurde. Eine Reform der Kettenvertragsregel oder deren Abschaffung wäre jedoch dringend erforderlich, da die aktuelle Regelung nach wie vor zu massiven Problemen für Betroffene wie auch für die Institutionen führt. Die jetzige Ansage ist also als erster kleiner Schritt zu begrüßen. Tatsächlich nötig wäre jedoch ein Bekenntnis zu grundsätzlichen und mutigen Reformen!

Stellungnahme als PDF (Pressaussendung).

Medienberichte (Auswahl):

25.8.2024, ZiB 13 Uhr: https://on.orf.at/video/14239847/zib-1300-vom-25082024, mit Christiane Lechner von NUWiss

26.8.2024, Ö1 Journal um acht: https://oe1.orf.at/player/20240826/766835/1724652885000, mit Christiane Lechner von NUWiss

26.8.2024, APA: https://science.apa.at/power-search/14815425948438301474

26.8.2024, derStandard.at: https://www.derstandard.at/story/3000000233841/bildungsminister-will-mehr-unbefristete-stellen-fuer-postdocs

26.8.2024, ORF.at: https://orf.at/stories/3367571/