Am 18.12.2023 fand in Wien die dritte Unterbau-Demo statt. Anlass waren, wie auch bei der ersten Demo vor einem Jahr, die für diesen Tag geplanten KV-Verhandlungen für Uni-Bedienstete. Gefordert wurde von uns nicht nur ein Lohnabschluss über der Inflation, sondern vor allem auch ein Vorgehen gegen prekäre Anstellungsverhältnisse an den Unis und die Schaffung attraktiver Mittelbaustellen, unter anderem durch Anhebung des B1-Schemas (siehe Demoaufruf).
Unserem Aufruf folgten 150 bis 200 Personen. Die Stimmung war wie immer kämpferisch, Motto der Demo war „Gegen die Kälte des Prekariats!“. Bereits in der ersten Rede ging Mario Keller darauf ein, was mit diesem Slogan gemeint ist: Nämlich dass, obwohl die Arbeit im universitären Umfeld und in der Wissenschaft unglaublich bereichernd sein kann, die Rahmenbedingungen beinhart und oft eiskalt sind; ein Leben in konstanter Unsicherheit sowie die Unplanbarkeit beruflicher Laufbahnen im Wissenschaftsbereich stellen eine enorme Belastung dar. Es folgte eine Rede von Peter Holubar, dem Betriebsratsvorsitzenden der BOKU, der auf die enorme gesellschaftliche Bedeutung der Unis angesichts multipler Krisen hinwies und betonte, welche Schande die Unterfinanzierung des gesamten Bildungsbereichs sei.
Nach den ersten beiden Reden setzte sich der Demozug in Bewegung, wieder mit den bewährten Unterbau-Demosprüchen „Supergau im Unterbau“, „Was wir gerne hätten, Verträge ohne Ketten!“ und – angeblich für manche Rektorate besonders verstörend – „Solidarität statt Konkurrenz – Nieder mit der Exzellenz!“.
Die Demoroute verlief entlang der Teinfaltstraße – an der GÖD-Zentrale vorbei – über die Herrengasse hin zum Wissenschaftsministerium. Wie wir erst zwei Stunden vor Beginn der Demo erfuhren, eilte uns unser Ruf ganz offensichtlich voraus: Die KV-Verhandlungen wurden nämlich kurzfristig von der GÖD-Zentrale an die Universität für Musik und darstellende Kunst (mdw) verlegt. Die Angst der Arbeitgeberseite vor ein paar hundert Demonstrant:innen und Sprechchören zeigt jedenfalls, dass wir wahrgenommen werden und weitermachen müssen. Wir gaben uns daher redlich Mühe, so laut zu sein, dass uns die Verhandler:innen auch an der mdw hören konnten. Vielleicht auch, um weiteren Demos aus dem Weg zu gehen, wurden die Verhandlungen gestern zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Es kommt zu einer Gehaltsanpassung von 9,2 % (ab 1.2.2024), diese liegt somit auf dem Niveau des Beamten-KV. Weiters tritt ab Jänner 2024 eine Arbeitsgruppe zusammen, die sich mit der Anpassung der „Gehaltsschemata bei langjähriger Dienstzugehörigkeit“ befassen wird. Wir sind gespannt, was diese für Ergebnisse bringen wird.
Die Abschlusskundgebung fand vor dem Wissenschaftsministerium statt und war wiederum ausgesprochen lautstark. Es gab Reden vonseiten der ÖH (Alexandra Budanov), NUWiss (Yvonne Völkl) sowie einem kürzlich an die Uni Wien berufenen Professor, Christian De Vito, der eindrücklich schilderte, welche Wunden 25 Jahre prekäre Beschäftigungsverhältnisse sowie das erzwungene akademische Nomadentum bei ihm hinterlassen haben. In seiner Rede wurde mehr als deutlich, wie sich „Die Kälte des Prekariats“ für Betroffene anfühlt.
Während der Abschlusskundgebung mischte sich auch ein auffallend gut gekleideter Anzugträger unter die Menge. Es handelte sich um den für die Hochschulen zuständigen Sektionschef Elmar Pichl, der sich aus seinem Büro zu uns auf die Straße begab und den Reden zuhörte. Er betonte im Gespräch, dass unser Protest auch im Ministerium wahrgenommen wird und Gesprächsbereitschaft besteht. Wir hoffen also, dass auch im Ministerium endlich der Ernst der Lage erkannt wird.
Im Anschluss an die offizielle Kundgebung fand vor der Minoritenkirche ein gemütlicher Ausklang mit Vernetzung bei Tee und Lebkuchen statt. Wir danken allen Beteiligten und allen Teilnehmer:innen dafür, dass sie dabei waren und wünschen erholsame Feiertage! Wir sehen uns auf der nächsten Demo, wenn es wieder heißt: Supergau im Unterbau!
Wir Danken allen Beteiligten, insb. unseren Bündnispartner:innen von den IG Lektor:innen, dem Netzwerk Unterbau Wissenschaft (NUWiss), Unterbau TU, NUWiss-Linz, der ÖH Uni Wien, dem Universitätslehrendenverband (ULV), der GÖD/BV13, jenen Betriebsräten, die unseren Protest mittragen, und allen weiteren Unterstützer:innen.